Blutspendedienst protestiert gegen geplanten Verkauf
München
- Rund 100 Mitarbeiter des Münchner Blutspendediensts fürchten um ihren
Job. Die Leitung der städtischen Kliniken pocht jedoch auch bei
Veräußerung auf den Erhalt der Arbeitsplätze. Mit
Theaterblut im Gesicht, Bannern und eindringlichen Botschaften haben
Mitarbeiter des Münchner Blutspendediensts am Mittwoch im Rathaus
protestiert – dagegen, dass der Dienst womöglich verkauft wird. Sie
fürchten um ihre Jobs, und sie fürchten, dass eine Münchner Institution
am Ende ist.
„Der Dienst ist ein wichtiger
Blutlieferant für alle Münchner Kliniken“, betont Martin Wolf,
Betriebsratschef des Blutspendediensts. Auch Arztpraxen und
Einrichtungen im Umland würden davon profitieren. „Wenn der Dienst
verkauft wird, bekommen wir einen Engpass“, befürchtet Wolf.
Der
Stadtrat hat bereits zugestimmt, dass Verkaufsoptionen für den
Blutspendedienst geprüft werden sollen. Derzeit ist der Dienst bei den
Städtischen Kliniken angesiedelt, die wegen des strengen
Sanierungskurses alle Positionen auf den Prüfstand stellen müssen. Beim
Blutspendedienst liegt das außerdem recht nahe, denn der Dienst fährt
seit Jahren Verluste ein. Zudem soll das Gebäude an der Dachauer Straße
90, das der Dienst momentan nutzt, bald abgerissen werden – und in ein
neues Gebäude müsste man wohl erstmal investieren, um die nötigen
Strukturen zu schaffen.
Die
Mitarbeiter des Blutspendedienstes hoffen deshalb darauf, dass die
Kliniken gar keinen Käufer finden. „Wir haben bald kein Gebäude mehr,
der Betrieb ist marode“, fasst Wolf zusammen. Er plädiert deshalb dafür,
den Blutspendedienst in eine gemeinnützige GmbH umzuwandeln, deren
Defizit dann mit Spenden aufgefangen werden könnte.
Die
Klinik-Leitung ist allerdings weiterhin zuversichtlich, dass der
Verkauf gelingt. „Der Markt ist eng, und die Städtischen Kliniken wären
ein großer Kunde“, sagt Klinik-Chef Axel Fischer. Natürlich könne er die
Sorgen der Mitarbeiter nachvollziehen. Aber: „Wenn wir Verkaufsoptionen
prüfen, geht es immer auch um Arbeitsplatzerhalt“, so Fischer.
Den
Mitarbeitern wäre es trotzdem am Liebsten, wenn der Dienst in
städtischer Hand bliebe. „Es kann nicht sein, dass wir die
Misswirtschaft der Stadt bezahlen müssen“, kritisiert Wolf. Vor einem
Jahr habe es noch geheißen, der Dienst bleibt bei der Stadt – was
insbesondere die Klinik-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes und Freddy
Bergmann betont hätten. Die sind aber seit Ende des Jahres nicht mehr
Teil der Chefetage, ihre Nachfolger sollen am Freitag bekanntgegeben
werden.
Mit einer Online-Petition
wollen Wolf und seine Mitstreiter derweil auf ihr Anliegen aufmerksam
machen. Bisher haben erst ein paar Dutzend Unterstützer auf
openpetition.de unterschrieben. „Wir wollen den Druck durch die
Bevölkerung und die Blutspender aufrecht erhalten“, sagt Wolf. Ob das
etwas bringt, ist fraglich – zumindest geprüft wird der Verkauf jetzt
vorerst.
Moritz Homann
http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/rathaus-blutspendedienst-protestiert-gegen-geplanten-verkauf-4855131.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Sie können Ihre Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählen Sie dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Sie unter einem Pseudonym schreiben wollen, wählen Sie die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.