Mittwoch, 15. April 2015

Blutspendedienst protestiert gegen geplanten Verkauf

München - Rund 100 Mitarbeiter des Münchner Blutspendediensts fürchten um ihren Job. Die Leitung der städtischen Kliniken pocht jedoch auch bei Veräußerung auf den Erhalt der Arbeitsplätze. Mit Theaterblut im Gesicht, Bannern und eindringlichen Botschaften haben Mitarbeiter des Münchner Blutspendediensts am Mittwoch im Rathaus protestiert – dagegen, dass der Dienst womöglich verkauft wird. Sie fürchten um ihre Jobs, und sie fürchten, dass eine Münchner Institution am Ende ist.
 
„Der Dienst ist ein wichtiger Blutlieferant für alle Münchner Kliniken“, betont Martin Wolf, Betriebsratschef des Blutspendediensts. Auch Arztpraxen und Einrichtungen im Umland würden davon profitieren. „Wenn der Dienst verkauft wird, bekommen wir einen Engpass“, befürchtet Wolf.
Der Stadtrat hat bereits zugestimmt, dass Verkaufsoptionen für den Blutspendedienst geprüft werden sollen. Derzeit ist der Dienst bei den Städtischen Kliniken angesiedelt, die wegen des strengen Sanierungskurses alle Positionen auf den Prüfstand stellen müssen. Beim Blutspendedienst liegt das außerdem recht nahe, denn der Dienst fährt seit Jahren Verluste ein. Zudem soll das Gebäude an der Dachauer Straße 90, das der Dienst momentan nutzt, bald abgerissen werden – und in ein neues Gebäude müsste man wohl erstmal investieren, um die nötigen Strukturen zu schaffen.
Die Mitarbeiter des Blutspendedienstes hoffen deshalb darauf, dass die Kliniken gar keinen Käufer finden. „Wir haben bald kein Gebäude mehr, der Betrieb ist marode“, fasst Wolf zusammen. Er plädiert deshalb dafür, den Blutspendedienst in eine gemeinnützige GmbH umzuwandeln, deren Defizit dann mit Spenden aufgefangen werden könnte.
Die Klinik-Leitung ist allerdings weiterhin zuversichtlich, dass der Verkauf gelingt. „Der Markt ist eng, und die Städtischen Kliniken wären ein großer Kunde“, sagt Klinik-Chef Axel Fischer. Natürlich könne er die Sorgen der Mitarbeiter nachvollziehen. Aber: „Wenn wir Verkaufsoptionen prüfen, geht es immer auch um Arbeitsplatzerhalt“, so Fischer.
Den Mitarbeitern wäre es trotzdem am Liebsten, wenn der Dienst in städtischer Hand bliebe. „Es kann nicht sein, dass wir die Misswirtschaft der Stadt bezahlen müssen“, kritisiert Wolf. Vor einem Jahr habe es noch geheißen, der Dienst bleibt bei der Stadt – was insbesondere die Klinik-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennes und Freddy Bergmann betont hätten. Die sind aber seit Ende des Jahres nicht mehr Teil der Chefetage, ihre Nachfolger sollen am Freitag bekanntgegeben werden.
Mit einer Online-Petition wollen Wolf und seine Mitstreiter derweil auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Bisher haben erst ein paar Dutzend Unterstützer auf openpetition.de unterschrieben. „Wir wollen den Druck durch die Bevölkerung und die Blutspender aufrecht erhalten“, sagt Wolf. Ob das etwas bringt, ist fraglich – zumindest geprüft wird der Verkauf jetzt vorerst.
 
Moritz Homann

http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/rathaus-blutspendedienst-protestiert-gegen-geplanten-verkauf-4855131.html

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